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Premiere für Hamburg: Zwei Starter bei Para-DJM

  • Autorenbild: Jan Rüssmann
    Jan Rüssmann
  • 15. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

Am 12. April 2025 fanden im fränkischen Heilsbronn die Deutschen Jugendmeisterschaften im Para-Tischtennis statt – Irrtumsgefahr inklusive, denn nicht wenige dürften beim Hören des Namens an das bekanntere Heilbronn in Baden-Württemberg gedacht haben. Für unsere TTG Hamburg-Nord und den Landesbehindertensportverband BRS Hamburg waren diesmal gleich zwei Spieler am Start: Linus Franz (12), der bereits seine dritte DJM bestritt, und Philip Henze (14), der nach nur einem halben Jahr Training seine Wettkampfpremiere direkt auf Bundesebene feierte.


Die Hamburger Delegation mit Spielern, Eltern und Trainer vor dem Gasthof 'Goldner Stern' in Heilsbronn – der Startpunkt eines erlebnisreichen DJM-Wochenendes im April 2025.
Gut gelaunt: Die Hamburger Delegation bei der Ankunft in Heilsbronn

Begleitet wurden die beiden von den Trainern Jan Rüssmann und Tobias „Tobi“ Franz (Linus' älterer Bruder) sowie den Eltern Ramona Franz und Mischa Henze, welche die Reisegruppe komplettierten. Nach einer fast schon verdächtig reibungslosen Anreise per ICE, S-Bahn und pünktlichem Dorfbus ging es direkt zum Hotel "Goldener Stern" – ein Name, der Hoffnung auf sportlichen Glanz weckte. Kaum eingecheckt, zog es die motivierte Hamburger Delegation direkt in die Sporthalle, wo die Bedingungen absolut hervorragend waren. Ein zweistündiges Training half, sich an Tische, Bälle und Atmosphäre zu gewöhnen. Aufgrund der Unterstützung von Tobi waren wir sogar eine gerade Anzahl, sodass sich sowohl Linus als auch Philip durch das Training mit einem Coach optimal vorbereiten konnten.

Blick in die Hohenzollernhalle in Heilsbronn während der Deutschen Jugendmeisterschaften im Para-Tischtennis 2025 – zahlreiche Spieler:innen an mehreren Tischen in Aktion, moderne Halle mit Tageslicht.
Austragungsort der DJM: Die Hohenzollernhalle in Heilsbronn

Ein spannender Moment für Philip stand noch bevor: die Klassifizierung. Während Linus nämlich durch seine bisherigen Para-Turniere bereits als Spieler der Wettkampfklasse 6 eingestuft war, musste Philip erst initial eingruppiert werden. Nach einigen ausführlichen Tests zur Bewertung seiner körperlichen Möglichkeiten und der Sichtung diverser ärztlicher Unterlagen wurde Philip der Wettkampfklasse 7 zugeordnet – eine faire und richtige Entscheidung. Damit war allerdings auch klar, dass ein hamburg-internes Duell im Verlauf des Turniers durchaus möglich werden könnte, da die Wettkampfklassen 6 und 7 aufgrund der zu geringen Teilnehmerzahl gemeinsam in einer Konkurrenz ausgetragen wurden.


Der Abend klang anschließend bei Schnitzel und Pommes im Hotelrestaurant aus. An unseren Tisch gesellten sich für einen kurzen Austausch auch Jugend-Bundestrainer Andreas Wenzel und Bundesstützpunkttrainer Jan Bergersen. Ein schöner Moment, der uns zeigte: Hamburg beginnt, auf der nationalen Para-Tischtennis-Landkarte wahrgenommen zu werden.


Gruppenfoto der Hamburger Teilnehmer bei der Deutschen Jugendmeisterschaft 2025 im Para-Tischtennis – Linus Franz, Philip Henze und Coach Jan Rüssmann in Teamkleidung auf der Tribüne.
Spieler und Trainer warten gespannt auf den Beginn der Wettkämpfe

Am nächsten Morgen ging es gestärkt vom reihhaltigen Frühstücksbuffet frühzeitig in die Halle, was mit ausgiebigen Einspielmöglichkeiten belohnt wurde. Nach einer kompakten Begrüßungszeremonie begann der Turniertag mit der ebenfalls zusammengelegten Doppelkonkurrenz der Wettkampfklassen 6 und 7. Linus und Philip standen zum ersten Mal gemeinsam am Tisch und mussten sich im ersten Spiel gegen Angerbauer/Kholodkov entsprechend erst an die Laufwege des anderen gewöhnen. Nach Startschwierigkeiten (-4, -8) fanden sie aber zunehmend besser in die Partie und gewannen Satz Nummer drei verdient mit 11:7. Den beiden Baden-Württembergern war die ansteigende Nervosität anzumerken, beim Stand von 9:9 im vierten Satz behielten sie aber noch einmal die Ruhe, spielten ihre etwas höhere Ballsicherheit aus und entschieden die Partie somit für sich. Trotz des frühen Ausscheidens konnten Linus und Philip mit ihrer Leistung zufrieden sein.


Für Aufregung sorgte ein im Laufe des Tages bekanntgewordener, schwerer Fehler der Turnierleitung: Das Doppel Angerbauer/Kholodkov, das letztlich Silber gewann, hätte in dieser Form nämlich gar nicht antreten dürfen, da der Spieler Kholodkov am Vorabend in Wettkampfklasse 8 klassifiziert worden war. Dass er in die Doppel-Konkurrenz der Klassen 6-7 eingeteilt werden konnte und dies offenbar niemandem auffiel, war mindestens unglücklich. Die begrenzte Einsicht und nicht vorhandene Fehlerkultur der Turnierleitung tat ihr Übriges zur inzwischen aufgeheizten Stimmung bei. Nach Rücksprache mit einigen Akteuren in der Halle entschied sich die Hamburger Delegation am Ende gegen einen aus formalen Gründen aussichtslosen und teuren Protest. Zwar hätten Linus und Philip sich einen hypothetischen Weg ins Finale zweifellos auch erst erspielen müssen, aber es blieb das Gefühl, dass sportlich mehr möglich gewesen wäre und hier eine unfaire Benachteiligung stattgefunden hat.


Es galt sich nun wieder zu beruhigen und auf den Einzel-Wettbewerb zu fokussieren. In der mit 14 Spielern besetzten Konkurrenz der Wettkampfklassen 6 und 7 wurden Linus und Philip in getrennte Vierergruppen gelost – ideal für reichlich Spielpraxis.

Linus traf zuerst auf Gruppenkopf und Nachwuchskader-2-Kollege Jonas Sämann. Trotz einiger taktischer Ideen konnte Linus dem älteren und deutlich beweglicheren Sämann über drei Sätze leider nicht wirklich gefährlich werden (-4, -3, -6).


Phasenweise war Gegenwehr möglich: Linus im Spiel gegen Jonas Sämann

Den Tiefpunkt im Turnierverlauf markierte das folgende Spiel gegen Mizelli (Hessen), der ebenfalls über klare läuferische Vorteile und zusätzlich ein unangenehmes Spielsystem mit langen Noppen auf der Rückhand verfügt. Linus ließ sich hier zu sehr vom Material beeindrucken und eine kämpferische Grundeinstellung vermissen, was zu größeren Differenzen an der Bande führte. Am Ende stand eine gleichermaßen verdiente wie unnötig deutliche Niederlage. Dass Linus sein letztes Gruppenspiel gegen Schinol (Sachsen-Anhalt) mit 3:0 gewann und damit sein Ergebnisziel erreichte, rückte angesichts der enttäuschenden vorherigen Leistungen in den Hintergrund.


Philip konnte in den ersten beiden Gruppenspielen gegen Wäsnig (Hessen) und Angerbauer (Baden-Württemberg) wenig ausrichten, da die Gegner in allen Bereichen einen deutlichen Erfahrungsvorsprung hatten. Im letzten Match des Tages gegen Eichel (Thüringen) spielte Philip sein bestes Tischtennis, setze taktische Hinweise diszipliniert um und war zweimal am Rande eines Satzgewinns. Dieses Erfolgserlebnis war ihm bei seiner ersten DJM-Teilnahme aber noch nicht vergönnt.


Beachtlich: Philip konnte bei seiner ersten DJM-Teilnahme bereits mit einigen gut herausgespielten Punkten überzeugen

Davon ließ Philip, der über die zwei Tage viele wertvolle Eindrücke gesammelt hat, sich aber glücklicherweise nicht entmutigen. Genau wie Linus konnte auch er viele wichtige Impulse für das heimische Training mitnehmen. Der Samstagabend bot mit der gemeinsamen Abschlussveranstaltung Gelegenheit zum lockeren Austausch innerhalb der Para-TT-Community bei leckeren Speisen und Getränken – ein gelungenes Ende eines ereignisreichen Turniertags.


Der Sonntag war der Heimreise vorbehalten, die sich aufgrund eines dreieinhalbstündigen Extra-Zwischenstopps in Celle noch einmal unplanmäßig verlängerte. Am Ende kehrten aber alle gesund, wenn auch etwas müde, nach Hamburg zurück.


Ein besonderer Dank gilt abschließend Tobi Franz für seinen Einsatz als Trainingspartner und Coach sowie Ramona Franz und Mischa Henze für die gelungene Reiseplanung. Die Deutschen Jugendmeisterschaften bleiben für Einsteiger im Para-Wettkampfsport eine herausfordernde, aber wichtige Standortbestimmung. Die TTG Hamburg-Nord und der BRS Hamburg waren zum ersten Mal mit zwei Aktiven vertreten – ein kleiner Meilenstein! Das Ziel ist und bleibt, Hamburg in Zukunft mit einem wachsenden, zunehmend schlagkräftigen Aufgebot zu vertreten.

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